REDEN_Ein Aufruf

Eine Initiative von Kenneth Anders und Ulrike Meier

Mit wem reden wir noch, und worüber? Mit wem möchten wir nicht mehr reden, und was stellen wir nicht mehr zur Debatte? Ist unser Sprechen öffnend, welterschließend, oder ist es Selbstbestätigung? Haben wir das Gefühl, dass unser Sprechen etwas ändert? Sprechen wir gegen Wände, kommen wir überhaupt selbst zur Sprache? Bei wem und wie finden wir Gehör? Schenken wir anderen Gehör oder verstummen andere, wenn sie uns treffen?

Fragen wie diese beschäftigen derzeit viele Menschen. Die Spaltung der Gesellschaft, 2021 von manchen Journalisten und Politikern eifernd herbeigeschrieben, taucht chamäleongleich in immer neuen Gewändern auf. Krise, Gefahr, Krieg: Zwangsläufig bilden sich die Diskurse in unserem Sprechen ab und werden allgegenwärtig. In den Begriffen wird hörbar, was die Menschen voneinander trennt. Sie bringen uns weg vom Gemeinschaftserleben und führen uns in eine Wirklichkeit, in der Anfeindung und Ignoranz gegenüber Auseinandersetzung und Gespräch privilegiert sind. So entstehen ganz unversöhnliche Vorstellungen davon, was das überhaupt ist und wie es gehen könnte: miteinander sprechen.

So, wie es derzeit ist, sollte es nicht bleiben. Deshalb möchten wir mit Ihnen und euch ins Gespräch kommen! Aber nicht einfach drauflos, denn auch dort, wo das Dilemma der zerfallenden Öffentlichkeit längst kritisch reflektiert wird, reproduzieren sich die Muster der Spaltung. Vielleicht sollte man einen Schritt zurücktreten. Wir können uns nicht allzu sehr auf andere verlassen, sondern müssen eigene Entscheidungen treffen, eigene Erfahrungen machen, eigene Wege gehen. Mit wem man worüber (noch) reden kann, das können wir nur selbst erkennen und erproben.

Was meinen Sie dazu? Wie erfahren Sie den Umgang miteinander, wie erleben Sie, wie wir in diesem Land miteinander reden? Kommen Sie mit anderen ins Gespräch? Folgen Sie dem oft gehörten Aufruf, „Brücken zu bauen“? Wenn ja, wie gelingt es Ihnen? Wenn nicht, wie verarbeiten sie das? Führen sie die gescheiterten Gespräche nachts weiter oder verlieren sie das Interesse an ihnen?

Wir laden Sie und euch ein, einen kleinen Beitrag zu schreiben, der eigene Überlegungen und Erfahrungen beim Sprechen, Streiten, Zuhören, beim Sich-Mitteilen beim Gegenseitigen Anschweigen und Ausweichen im privaten oder im öffentlichen Kontext beschreibt. Die Texte können, müssen aber nicht lang sein. Sie können philosophisch oder lyrisch sein, analytisch oder wütend, gedichtet oder erzählt, eine kurze Reflexion. Wer viel zu sagen hat, könnte überlegen, lieber mehrere kleine Texte als einen Großessay zu schreiben.

Wir möchten Ihren Gedanken und Geschichten ein Forum geben, indem wir sie zu einer Bühnencollage verarbeiten, öffentlich aufführen und dann mit ihnen und dem Publikum darüber sprechen. Kommen ausreichend Texte in einer hinreichenden Qualität zusammen, geben wir zudem ein Buch heraus, das zur Aufführung der Bühnencollage seine Premiere feiern kann. Wir freuen uns darauf, mit denjenigen, die einen Beitrag eingereicht haben, in anschließenden Autorentreffen über diese weitere Verarbeitung der Texte ins Gespräch zu kommen.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung

Dr. Ulrike Meier: ub.meier@web.de Dr. Kenneth Anders: k.anders@oderbruchpavillon.de

Kenneth Anders
k.anders@oderbruchpavillon.de

studierte Kulturwissenschaften, Soziologie und Philosophie in Leipzig und Berlin und fand den Einstieg in die Landschaftsthematik durch die Gestaltung einer Ausstellung über die Entstehung der Naturschutzeule in Bad Freienwalde am Haus der Naturpflege. 2004 gründete er mit Lars Fischer das Büro für Landschaftskommunikation. Kenneth Anders ist außerdem als Autor und Sprecher tätig.