REDEN 06_Ich bin traurig,

habe meine „Lieblingsfreundin“ endgültig verloren.

Nach fast 3 Jahren habe ich mich getraut, sie anzurufen, wie es ihr denn geht, ob sie überhaupt noch lebt.

Oberflächlich plätscherte unser Gespräch dahin, keine wollte der anderen weh tun oder mit angreifbaren Worten, Sätzen… alles verderben.

Als mich nach einer gefühlten Ewigkeit dann mein Bedürfnis, in eine tiefere Ebene vorzudringen, umtrieb, fühlte ich mich durch ihre Reaktion sogleich zurückgepfiffen. Es wurde still, es wurde klar, ein Wiederbelebungsversuch war gescheitert.

Dennoch verabschiedeten wir uns freundlich mit der Aussicht auf ein nächstes Telefonat im „nächsten Leben?“.

OK dachte ich mir, wieder ein misslungener Versuch, wieder was falsch gemacht. Meine Hoffnung auf eine Mail in der nächsten Woche von ihr, dass sie sich gefreut habe und sich bedanke für meine Initiative, oder einfach nur einen Gruß nach all den Jahren blieb eine Hoffnung, und die stirbt bekanntlich zuletzt.

Das war Bine

Immerhin verwandt,

Blut ist dicker als Wasser. Auch so ne Floskel. Immerhin gratulierten wir uns jährlich zum Geburtstag oder trafen uns auf Beerdigungen innerhalb einer Schrumpffamilie.

Als ich allerdings 2020 meine Bedenken gegen die Impfungen vorbrachte, ich muss zugeben, meine Rede war gewaltig, ich aufgeregt, wollte überzeugen, bis sie mir dann hinwarf „bist du jetzt etwa bei den Querdenkern?“.

Kurz konsterniert konterte ich, dass Querdenken doch bis dato einen kreativen, skeptischen, denkenden Menschen symbolisierte und ja, so einer bin ich: Ich kann nicht anders. Was ich mir allerdings wünschte war, zu lernen, meine Inhalte kleiner, mit Fragen durchsetzt, geduldig, abwartend, meine innere Anspannung kontrollierend, meine Wut im Zaun haltend …bla, bla, bla … a`la Rosenbergs Trendbuch „Gewaltfreie Kommunikation“.

Ich wollte mich aber nicht mit dessen Vorstellungen und Regeln über Kommunikation und am besten in Anwesenheit eines unbeteiligten, offenbar über Allem stehenden Therapeuten (Krisengewinnlern) austauschen. Ich wollte mich mit normalen Menschen, den dringlichen zeitrelevanten Themen zuwenden, kontrovers und zielführend diskutieren, auch wenn es mitunter emotional wird und durchaus einer Moderation bedarf, die aber gruppenintern gefunden wird.

Schon 2015 war für mich „5 vor 12“, keine Zeit mehr für Zeitvertreib.

Das war Reini.

Und das war eine 8-köpfige Frauengruppe, in der ich es bis 2016 ausgehalten hatte. Alle aus „gebildeten, therapeutischen“ Kreisen.

Vorzeigeweiber mit guten Manieren und betreutem Denkvermögen.

Nicht die ersten und einzigen verlorenen Beziehungen, aber vielleicht meine letzten Versuche.

Meine Energie muss ich einteilen. Außerdem kann ich auf Niemanden zurückblicken, den ich annähernd hätte überzeugen können.

Aber! HOPPLA! Ich kann auch nicht Alles.

P.S. Der Text reagiert auf diesen Aufruf von Ulrike Meier und Kenneth Anders.

Brigitte Spielmann-Sommer
spielmann.sommer@t-online.de