Ich wollt, ich hätt Musik gelernt

Ich wollt, ich hätt Musik gelernt,
müsste nicht alles sagen,
wär nicht vom Herzen so entfernt;
die Klänge würden ´s tragen.

Ja, wenn ich spielen könnte fein,
Trompete, Bass und Flöte,
dann gingen euch ins Ohr hinein
meine Freuden, Sorgen, Nöte.

Ich denk, dass Menschen bei Musik
einander leicht begegnen,
ach wär‘ doch diese Republik,
unter der Töne Segen!

Stattdessen muss ich Worte nun
aus einer Sprachbarriere
gar umständlich zusammentun,
das wird mir oft so schwere!

Denn voller Gift und Minen liegt,
die Sprache uns zu Füßen!
benutzt und allzu oft besiegt,
es ist, als müsst sie büßen.

Das Übelwolln und Missverstehn,
das Nebeln und Verdummen,
mit Worten, die aus Phrasen wehn,
macht mich beinah verstummen.

Gelogen wird, und falsch getan,
in Reden und in Sätzen,
ach, was tun wir einander an;
durch Sprache zu verletzen!

Wie traurig bin ich gar und ganz,
dass ich kein Musikante,
der aufspielt anderen zum Tanz,
den man als Freund erkannte.

Doch auch Musik kann täuschen wohl,
kann langweilen und trügen,
denn ist sie lieblos, ist sie hohl,
dann wird sie uns belügen.

Ich weiß, die Sprache ist ein Band,
das uns zusammenbringe,
sie lässt uns denken bis zum Rand,
begreifen viele Dinge.

Und wenn ich schon nicht spielen kann,
Gitarre und Posaune,
so singe ich die Worte dann,
und beides wird, ich staune

zu einem Lied, zu Wort im Ton,
wie bei den Allerersten,
die sangen, was zu sagen war,
und brachten alls zum Bersten!

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Kenneth Anders
k.anders@oderbruchpavillon.de

studierte Kulturwissenschaften, Soziologie und Philosophie in Leipzig und Berlin und fand den Einstieg in die Landschaftsthematik durch die Gestaltung einer Ausstellung über die Entstehung der Naturschutzeule in Bad Freienwalde am Haus der Naturpflege. 2004 gründete er mit Lars Fischer das Büro für Landschaftskommunikation. Kenneth Anders ist außerdem als Autor und Sprecher tätig.